Petition «Insektensterben aufklären»

Ein Erfolg – in der Sache aber stehen wir am Anfang

«Drei Viertel unserer Insekten sind vor unseren Augen verschwunden, und wir merken es kaum. Hier müssen wir dringend etwas machen!» (Sebastian Jaquiéry, Naturfreunde Schweiz)

Diese simple Erkenntnis markiert den Anfang der am 4. September lancierten Unterschriftensammlung zur Petition «Insektensterben aufklären».

Vorläufiger Höhepinkt dieser Geschichte: innert 100 Tagen wurde die Petition von über 165’000 Personen unterzeichnet. Damit gilt sie als eine der bislang erfolgreichsten Petitionen der Schweiz.

Mit dabei waren, nebst den Naturfreunden Schweiz als Hauptinitiant, Dark-Sky Switzerland, der Schweizer Bauernverband und apisuisse. Unterstützt wurde die Petition zudem durch Bio-Suisse, Greenpeace, Slow Food, das Naturama Aarau sowie zahlreiche PolitikerInnen.

Am Donnerstag, 13. Dezember haben die vier Trägerorganisationen die insgesamt 165’512 Unterschriften vor dem Bundeshaus in Bern an die eidgenössischen Räte und den Bundesrat überreicht.

Die Anliegen der Petition sollen bereits im Februar von der Umweltkommission des Nationalrats behandelt werden. Zum Vorgehen seitens des Bundesrats ist bislang nicht bekannt.

Worum geht es?

Was man bei den Bienen schon länger beobachtet, zeichnet sich nun auch für viele weitere Insekten ab: Forschungsergebnisse aus Deutschland zeigen, dass in den letzten dreissig Jahren mehr als die Hälfte aller Insekten verschwunden sind. Wie stark die Schweiz betroffen ist, weiss man heute noch immer nicht genau. Doch wer sich achtet, dem fällt auf: am Tag und in der Nacht brummt und summt es heute viel weniger als früher. Fast nichts kreist mehr um die Strassenlampen. Die Windschutzscheibe bleibt auch nach langen Fahrten frei. Das klingt für einige vielleicht erfreulich, doch in Wahrheit ist es dramatisch: denn Insekten sind eine unersetzliche Grundlage unseres Ökosystems.

Vögel, Frösche, Fische, Igel, Fledermäuse und zahlreiche andere Tiere ernähren sich von Insekten. Ohne Insekten sind auch sie bald verschwunden. Genau so ergeht es den Wild- und Kulturpflanzen, die auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen sind. Das Insektensterben gefährdet also die Nahrungsmittelproduktion, ganze Ökosysteme und damit unsere eigene Lebensgrundlage!

Warum die Insekten in der Schweiz verschwinden, darüber bestehen teilweise nur Vermutungen. Klar ist, dass die intensive Prägung der Umwelt durch den Menschen eine zentrale Rolle spielt. Im Rahmen der Landwirtschaft steht u.a. der Einsatz von gewissen Pflanzenschutzmitteln im Fokus der Diskussion. Eine entscheidende Rolle dürften auch die zunehmende Überbauung und Versiegelung der Landschaft und die Lichtverschmutzung spielen. Auf jeden Fall braucht es gute Entscheidungsgrundlagen – also mehr Fakten – um die richtigen Massnahmen zu ergreifen. Und es braucht eine Information der Öffentlichkeit und der Verursacher, damit jeder – die Unternehmen, die Land- und Forstwirte, die Gemeinden, die Städte, die Kantone und der Bund und jede und jeder Einzelne von uns – seinen Beitrag leisten kann.

Wir fordern deshalb den Bundesrat und das Parlament auf, das Insektensterben unverzüglich aufzuklären, die Bevölkerung umfassend zu informieren und wirksame Massnahmen an die Hand zu nehmen. Wo der Handlungsbedarf heute bereits erkannt ist, darf nicht länger zugewartet werden. Bestehende Massnahmenpläne (Biodiversität, Bienengesundheit, Pflanzenschutzmittel) müssen sofort wirkungsvoll umgesetzt werden.

Petitionstext

In den letzten dreissig Jahren ist wahrscheinlich mehr als die Hälfte aller Insekten verschwunden. Das gefährdet nicht nur zahllose Tiere und Pflanzen – der Erhalt unserer eigenen Lebensgrundlagen steht auf dem Spiel. Deshalb verlangen wir von den Behörden ein rasches und konsequentes Handeln!

Wir fordern den Bundesrat und das Parlament auf:

  • Die Ursachen und die Tragweite des Insektensterbens in den verschiedenen Regionen der Schweiz wissenschaftlich fundiert aufzuzeigen und dafür umgehend genügend finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen.
  • Die Aktionspläne Biodiversität, Bienengesundheit und Pflanzenschutzmittel unverzüglich und konsequent umzusetzen.
  • Weitergehende, wirkungsvolle Massnahmen gegen das Insektensterben an die Hand zu nehmen, beispielsweise durch die Förderung von vielfältigen Lebensräumen und die Reduktion der Lichtverschmutzung.
  • Die Bevölkerung für den unermesslichen Wert der Insekten für das Ökosystem und das menschliche Wohlergehen zu sensibilisieren.

Über uns

Diese Petition wurde lanciert durch die Naturfreunde SchweizDark-Sky SwitzerlandSchweizer Bauernverband, und apisuisse, sowie mit tatkräftiger Unterstützung von Bio SuisseGreenpeace und den Nationalrätinnen und Nationalräten Maya Graf (Grüne, BL), Silva Semadeni (SP, GR), Markus Ritter (CVP, SG), Bernhard Guhl (BDP, AG), Lisa Mazzone (Grüne, GE), Isabelle Chevalley (GLP, VD), Karl Vogler (CSP, OW), Roger Nordmann (SP, VD), Marina Carobbio Guscetti (SP, TI), Fabio Regazzi (CVP, TI), Benjamin Roduit (CVP, VS), Mathias Reynard (SP, VS), Jean-Paul Gschwind (CVP, JU), Alice Glauser-Zufferey (SVP, VD), Pierre-Alain Fridez (SP, JU), Raymond Clottu (NE), Raphaël Comte (FDP, NE) und Adèle Thorens Goumaz (Grüne, VD).

Adresse
Naturfreunde Schweiz
Pavillonweg 3
3012 Bern
Tel: +41 31 306 67 67 Datenschutzerklärung
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